Neben dem Holunder und dem Flieder ist auch der blühende Weißdorn ein Zeichen dafür, dass die wärmere Jahreszeit endgültig Einzug gehalten hat; allerdings verbreiten die Weißdornblüten bei weitem keinen so angenehmen Duft wie die des Flieders. Das Holz dieses Strauches, der zu den Rosengewächsen (Rosaceae) zählt, ist sehr hart. Das kommt auch in dem aus dem Griechischen hergeleiteten botanischen Namen zum Ausdruck, denn in 'Crataegus' steckt das griechische Wort 'kratys' (hart). Im Deutschen heißt er auch Hagedorn, Mehldorn oder Weißheckdorn.
Der Weißdorn wurde bereits in der Antike arzneilich genutzt, vor allem gegen Durchfall. In einem berühmten deutschen Kräuterbuch (‚Gart der Gesundheit’) aus dem Jahr 1485 steht geschrieben, dass ein aus den Früchten zubereiteter Trank die „Lähmungen von Händen und Füßen“ wegnehme. Dies könnte bereits ein Hinweis auf die durchblutungsfördernde Wirkung des Weißdorns sein.
Heute werden verschiedene Weißdornarten mit unterschiedlicher Herkunft in der Heilkunde verwendet. Crataegus laevigata und Crataegus monogyna wachsen in ganz Europa; Crataegus pentagyna kommt vom Balkan, Crataegus nigra ist in Ungarn und in den westlichen Balkanländern beheimatet (Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina); Crataegus azarolus gedeiht in den Ländern um das östliche Mittelmeer.
Vom Weißdorn werden sowohl die Blätter und Blüten als auch die Früchte genutzt. Alle diese Pflanzenteile enthalten sog. oligomere Procyanidine (Polyphenole). Vor allem die Blüten besitzen zudem Flavonoide, darunter insbesondere Hyperosid und Rutosid. Die Wirkung des Weißdorns wird vor allem mit einem Zusammenspiel dieser Stoffgruppen erklärt. Sie steigern vermutlich den Koronardurchfluss, was zu einer Verbesserung der Durchblutung des Herzmuskels führt. Daneben nimmt der Gefäßwiderstand in den peripheren Arterien ab, damit wird die Durchblutung insgesamt verbessert.
Weißdornextrakte werden bei beginnender Herzinsuffizienz, insbesondere bei Koronarinsuffizienz, bei beginnenden Altersherzbeschwerden wie Durchblutungsstörungen und Herzmuskelschwäche sowie bei Druck- und Beklemmungsgefühl eingesetzt. Die Früchte werden außerdem bei erhöhtem Blutdruck und zur Vorbeugung gegen Arteriosklerose eingesetzt, nicht selten in Verbindung mit Knoblauch. Voraussetzung für die sinnvolle Anwendung ist jedoch, dass die Symptome keine schwerwiegenden anderen organischen Ursachen haben. Deshalb müssen vor der Behandlung die Ursachen der Beschwerden durch eine ärztliche Untersuchung abgeklärt sein.
Auch bei Herzmuskelschwäche nach Infektionen soll sich die Einnahme von Weißdornfrüchten positiv auswirken.
Für Weißdornblätter, -blüten und -früchte sind keine Gegenanzeigen und Nebenwirkungen bekannt.