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Der Buchweizen gehört nicht zu den allgemein bekannten Arzneipflanzen. Das Buchweizenmehl ist zumindest den Crepes-Liebhabern vertraut, denn die echte bretonische Crepe sollte mit diesem Mehl hergestellt sein, das von den Buchweizen-Früchten stammt und übrigens völlig glutenfrei ist. Es handelt sich bei dieser Pflanze nämlich um keine Getreideart, sondern um ein Knöterichgewächs (Polygonaceae) - zu dieser Familie gehört z. B. auch der Rhabarber. Der Buchweizen kam aus Asien nach Europa. In Russland spielte er in der Ernährung eine große Rolle. Sehr beliebt war die Pflanze auch bei Neusiedlern: Buchweizen eignet sich besonders gut zur Neukultivierung, er ist sehr genügsam, liefert ein schmackhaftes Mehl und sein Kraut verbessert zugleich den Boden. Deshalb wurde er auch bei der Besiedelung Nordamerikas angebaut.

Buchweizen – Fagopyrum esculentum MoenchBis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein spielte Fagopyrum esculentum auf dem Gebiet der Medizin überhaupt keine Rolle. Erst gegen Ende der 1970er Jahre begann man sich für die Pflanze zu interessieren, als man entdeckte, dass das Buchweizenkraut einen durchschnittlichen Gehalt von rund 5 Prozent Rutin aufweist, in den Blüten 4 bis 12 Prozent und in den Blättern 2 bis 8 Prozent. Rutin (Quercetin-3-rutinosid) war nun schon seit längerem kein unbekannter Wirkstoff mehr. Das Flavonoid spielt zum Beispiel bei der Behandlung von chronisch venöser Insuffizienz (CVI) eine wichtige Rolle.

Etwa 15 Prozent der Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland leiden an Venenschwäche. Symptome sind u. a. geschwollene Beine, starke Schmerzen sowie Ödeme bis hin zu offenen Beingeschwüren (Ulcus cruris). Ursachen sind neben einer angeborenen Venenschwäche häufiges langes Stehen oder Sitzen ohne Ausgleich durch entsprechende Bewegung.

Rutin senkt die Kapillarbrüchigkeit, d. h. aus den feinen Kapillargefäßen dringt weniger Flüssigkeit in das umliegende Gewebe. Dies wirkt den Wasserablagerungen in den Beinen entgegen. Die Mikrozirkulation des Blutes wird verbessert. Durch den hohen Rutin-Gehalt der Blüten und Blätter des Buchweizens - die Früchte spielen hier keine Rolle  -  wurde sein Einsatz als Phytopharmacon bei Mikrozirkulationsstörungen und chronisch venöser Insuffizienz in einer offenen, multizentrischen Beobachtungsstudie und in randomisierten, plazebokontrollierten Doppelblindstudien erfolgreich klinisch getestet.

Da das Rutosid zusammen mit anderen Flavonoiden wahrscheinlich eine antioxidative Aktivität sowie Radikalfängerwirkung besitzt, könnte dem Buchweizen noch eine größere Karriere unter den Arzneipflanzen beschieden sein. Schon jetzt kann man sagen, dass die Geschichte des Buchweizens in der europäischen Kultur einen „Aschenputtel-Charakter“ hat. Ein erster Ausdruck dafür dürfte die Wahl des Buchweizens zur Arzneipflanze des Jahres 1999 gewesen sein.

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