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Sie schmücken Alleen, Plätze und nicht zuletzt Biergärten, Kinder schätzen sie wegen ihrer schönen braunen Samen, die der Pflanze den deutschen Namen gaben: die Rosskastanienbäume. Sie gelten als idealer Schattenspender, nicht zuletzt für Bierkeller: Weil die Flachwurzler die Kellergewölbe nicht beeinträchtigen, wurden sie gern auf den Erdhügeln über den Kellern zu deren Beschattung gepflanzt. Heute scheinen sie jedoch allzu frühzeitig den Herbst anzukündigen, denn ihre Blätter werden oft schon Ende Juli  bis Anfang August braun. Schuld daran ist jedoch nicht das Klima, sondern die Rosskastanien-Miniermotte, die erst in den letzten beiden Jahrzehnten nach Westeuropa gekommen ist. Ihre Larven ernähren sich ausschließlich von Stoffen, die sich nur in den Blättern der Gewöhnlichen Rosskastanie finden.

Rosskastanie - Aesculus hippocastanumDer Rosskastanienbaum ist aber auch eine Arzneipflanze. Aktuell sind seine Samen in Gebrauch, die von den Kindern im Herbst so gern gesammelt werden und zahlreichen Tieren zur Nahrung dienen. Die Rosskastanien werden nicht direkt als Arzneimittel verwendet. Vielmehr wird ihre wichtigste Wirkstoffgruppe, der Saponin-Komplex Aescin, isoliert bzw. der  Rosskastanienextrakt wird auf einen bestimmten Aescingehalt eingestellt. 
Diese Zubereitungen aus den Rosskastaniensamen (nie ein selbstbereiteter Tee!) werden bei Beschwerden der chronischen Veneninsuffizienz (CVI) wie schweren Beinen, Schmerzen, Schwellungen, Juckreiz, nächtlichen Wadenkrämpfen und Spannungsgefühl eingesetzt. Dies ist medizinisch bedeutsam, denn etwa 5 bis 10 Millionen Bundesbürger leiden unter einer solchen chronischen Veneninsuffizienz.

Aescin ist in seiner Wirkung gut untersucht: es dichtet die geschädigten Gefäßwände ab; so tritt weniger Flüssigkeit aus den Venen in das Gewebe über; die Bildung von Ödemen wird vermindert und bestehende Ödeme in den Beinen gehen zurück. Im Zusammenspiel mit anderen Inhaltsstoffen wie Flavonoiden, Cumarinen (Aesculin) und Gerbstoffen wirkt es venentonisierend und entzündungshemmend.

In der Volksheilkunde wurden auch weitere Pflanzenorgane der Rosskastanie verwendet. Ihre Rinde ist reich an Gerbstoffen, die den Durchfall und hämorrhoidale Beschwerden wie Nässen und Juckreiz lindern können. Zudem ist die Rinde besonders reich an Aesculin, das isoliert und in Sonnenschutzcremes eingearbeitet wird. Aesculin trägt sehr wahrscheinlich aber auch wie Aescin zur Linderung der Venenschwäche (CVI) bei. Die Blätter haben ein ähnliches Inhaltsstoffmuster wie die Rinde und wurden u. a. für Hustentees verendet. Heute finden sie sich, ebenso wie die Blüten, manchmal in Teemischungen oder in Extrakt-Präparaten gegen Venenleiden. Die Blüten, die vor allem Aesculin und Flavonoide enthalten, wurden zusammen mit der Rinde bei Hämorrhoiden eingesetzt - eine auf Grund der Inhaltstoffe nachvollziehbare Anwendung, für die jedoch die naturwissenschaftlichen Beweise noch ausstehen. Immer noch bekannt ist die volksmedizinische Verwendung der Rosskastanien als Amulett gegen 'Gicht' bzw. rheumatische Beschwerden: dafür werden sie traditionell entweder in der Hosentasche getragen oder unter die Bettmatratze gelegt.

Die Rosskastanie kam erst vor knapp 500 Jahren durch die Türken nach Europa. Sie ist mit der Esskastanie (Castanea sativa) nicht verwandt. Ihre Bezeichnung als 'Kastanie' bekam sie nur aufgrund der Ähnlichkeit der Früchte. Der Namenszusatz 'Ross-' ist in seiner Bedeutung nicht völlig geklärt: entweder soll er kennzeichnen, dass es sich - im Gegensatz zur Esskastanie - um eine ungenießbare 'Kastanie' handelt, oder er bezieht sich darauf, dass die Samen des Baumes als Rossarznei (gegen Dämpfigkeit und Husten) und Pferdefutter verwendet wurden.

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