Der Ginkgo-Baum nimmt eine absolute Sonderstellung unter den Holzgewächsen ein: er ist weder Nadel- noch Laubbaum. Vielmehr stellt Ginkgo biloba den letzten lebenden Vertreter aus der botanischen Gruppe (Ordnung) der Ginkgopflanzen (Ginkgoales) dar, man spricht deshalb gerne von einem „lebenden Fossil“. Als Fossilien konnten bislang insgesamt 17 Arten nachgewiesen werden, die bis zur Kreidezeit auf der ganzen Erde zu finden waren.
Ginkgo-Bäume sind sehr robust und können bis zu 1000 Jahre alt werden. In China, wo der Ginkgo als heiliger Baum in Tempelbezirken gepflanzt wurde, soll es sogar ein dreitausend Jahre altes Exemplar geben. Nach Europa kehrte der Ginkgo erst vor relativ kurzer Zeit zurück: um 1730 brachten holländische Seefahrer die ersten Pflanzen in ihre Heimat. Der älteste Ginkgobaum Deutschlands steht in Frankfurt am Main, der Geburtstadt Goethes, der dem Ginkgoblatt ein berühmtes Gedicht gewidmet hat.
Das Blatt ist auch der Ausgangspunkt für den Ginkgo-Extrakt, der in der modernen Phytotherapie verwendet wird. Der Einsatz der Droge selbst ist nicht üblich.
Der Ginkgo-Extrakt wird nicht nur über Importe aus seinen Herkunftsländern China, Japan und Korea gewonnen, der Baum wird für die Arzneiherstellung auch in Deutschland kultiviert.
Als wichtige Wirkstoffe gelten in der aktuellen Forschung die Terpenlactone (vor allem Ginkgolide), Sesquiterpenlactone (hauptsächlich Bilobalid) und die Polyphenole bzw. Flavonoide (vor allem Quercetin, aber auch Proanthocyane, Biflavone).
Experimentell zeigen Ginkgo‑Extrakte antioxidative, neuroprotektive und mikrozirkulatorische Effekte; arzneilich verwendet werden standardisierte Spezialextrakte mit definierten Gehalten an Flavon‑Glykosiden (ca. 24 %) und Terpenlactonen (ca. 6 %).
Anwendung:
Zur symptomatischen Behandlung kognitiver Beeinträchtigungen bei leichten Demenzen (Alzheimer‑ oder vaskuläre Formen) kann ein standardisierter Ginkgo‑Spezialextrakt (240 mg\/Tag) kognitive Symptome und Alltagsfunktionen moderat verbessern.
Für Tinnitus und unspezifischen Schwindel ist ein Nutzen gegenüber Placebo nicht belegt. Für die periphere arterielle Verschlusskrankheit zeigt die Evidenz keinen klinisch bedeutsamen Effekt.
Sicherheit & Wechselwirkungen: Ginkgo kann die Blutungsneigung erhöhen (v. a. zusammen mit Thrombozytenaggregationshemmern/Antikoagulanzien/NSAR); vor Operationen in der Regel 1–2 Wochen absetzen. Bei Epilepsie/Anfallsneigung Vorsicht; nicht mit krampfschwellen‑senkenden Arzneien kombinieren. Häufige unerwünschte Wirkungen: Magen‑Darm‑Beschwerden, Kopfschmerzen, Schwindel, Hautreaktionen. In der TCM werden auch die Samen verwendet; sie können das Neurotoxin Ginkgotoxin enthalten und sind für die Selbstmedikation nicht geeignet.