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In der griechischen Antike war Hypnos der Gott des Schlafes. Sein Sohn Morpheus war ein Gott des Traumes, nach ihm wurde das 1804 erstmals isolierte Opiat Morphin benannt. Doch muss man bei Schlafstörungen nicht gleich zu Schlafmohn bzw. Opium oder Opiaten greifen, es gibt auch sanftere Alternativen.

Bis zu einem Drittel der Bevölkerung in den westlichen Industriestaaten leidet an Schlafstörungen. Vor jeder Medikation sind jedoch organische Ursachen auszuschließen. Ebenso sollte auf die Schlafhygiene geachtet werden. Hierzu finden Sie einige Materialien in den weiterführenden Links am Ende des Artikels.

Freiverkäufliche synthetische Schlafmittel werden gerne und oft eingenommen und auch von Ärzten empfohlen, obwohl bspw. in der PRISCUS-Liste gerade für ältere Patienten davon abgeraten wird. Der sedierende Effekt dieser Mittel dürfte nicht ganz unschuldig an zahlreichen nächtlichen Stürzen sein, die teils zu komplizierten Brüchen führen. Unter Einnahme von Benzodiazepinen und Z-Substanzen wird das Risiko für Stürze mit Hüftfrakturen um 30 bis 50 Prozent höher geschätzt. Zudem stehen die Inhaltsstoffe vieler synthetischer Einschlafhelfer sogar im Verdacht, Demenz zu fördern und zu Herzproblemen zu führen, da sie die Herzfrequenz erhöhen.

In der Phytotherapie kommen verschiedene Drogen zum Einsatz, am bekanntesten sind Baldrianwurzel, Hopfenzapfen, Passionsblumenkraut, Melissenblätter und Lavendelöl. Zu beachten ist, dass die Wirkung von pflanzlichen Fertigpräparaten sich teils erst nach längerer Einnahme entfaltet, bei Baldrianextrakt etwa erst nach bis zu 14 Tagen. Ein Hauptgrund hierfür könnte der eliminierte Dufteffekt sein, denn ätherische Öle wirken auch über Geruchsrezeptoren und Geruchsnerven direkt ins limbische System, eine kurzfristige Wirkung ist also grundsätzlich möglich.

Wissenschaftlich am besten untersucht ist die Baldrianwurzel. Hier gibt es bspw. eine Übersichtsarbeit von 16 klinischen Studien mit insgesamt 1.100 Patienten. Weitere Studien liegen für Kombinationen aus Baldrianwurzel und anderen Drogen wie Hopfen vor. Zusammen mit Hopfen konnte Baldrian in einer Studie mit 184 Teilnehmern die Einschlafzeit signifikant verkürzen (um 58 Prozent), während in den Gruppen mit einem Antihistaminikum (Diphenhydramin) oder Placebo der Effekt nicht ganz so deutlich war (jeweils 48 Prozent). Die Verträglichkeit für die Kombination war bei allen Studienteinehmern gut bis sehr gut, die Einschätzung der Lebensqualität verbesserte sich im Gegensatz zur Placebo-Gruppe ebenfalls.

Das im Baldrian enthaltene Lignan Olivil aktiviert den Adenosin-A1-Rezeptor, der neben Melatoninrezeptoren als wichtigste Stellschraube für den Wach-Schlaf-Rhythmus gilt. So wirkt Olivil genau gegenteilig zum Koffein, das den A1-Rezeptor blockiert. Das Hauptalkaloid und weitere Inhaltsstoffe haben eine geringe konzentrationsabhängige Affinität zum μ-Opiat- und 5-HT1A-Rezeptor, besonders das Lignan l-Hydroxypinoresinol. Der 5-HT1A-Rezeptor ist für Anxiolyse und Schlaf-Wach-Rhythmus von Bedeutung.

Die Grenzen zwischen Unruhe, Schlafstörungen und ängstlicher Verstimmung sind fließend. Bei depressiver Verstimmung oder Angststörungen wäre eher zu hochdosiertem Johanniskraut zu raten, wobei hier vor allem das Wechselwirkungspotenzial beachtet werden muss. Bei den meisten anderen hier in Frage kommenden Drogen gibt es kein relevantes Interaktionspotenzial, was gerade bei älteren Menschen mit Multimedikation von großer Bedeutung ist. In der Schwangerschaft sind auch pflanzliche Mittel generell kritisch zu betrachten, es gibt hier jedoch für Baldrian & Co. keine eindeutigen Kontraindikationen. Im Zweifelsfalle muss dies mit dem behandelnden Gynäkologen abgeklärt werden. Gerade für Schwangere und Stillende kann die Aromatherapie eine sinnvolle Alternative darstellen.

Literaturhinweis:
Schlenger: Mit Baldrian & Co. sanft in Morpheus’ Arme gleiten. MMW-Fortschr. Med. 2015; 157 (15)

Weiterführende Links:
http://hrbruns.com/2015/03/03/gesunder-schlaf-ist-keine-hexerei/
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Frei-verkaeufliche-Schlafmittel-nicht-harmlos,schlafmittel114.html
http://www.psychologie.tu-dresden.de/i2/klinische/psychotherapie_materialien/63_Schlafhygiene.pdf
http://www.dgsm.de/downloads/dgsm/arbeitsgruppen/ratgeber/Patientenratgeber-Schlafhygiene-broschuere.pdf
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/seele/pdf/Int.2-Schlafhygiene.pdf

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