Der Fencheltee ist meist eines der ersten Arzneimittel, das ein Säugling bekommt. Der Fenchel wurde schon von den Hochkulturen Ägyptens und Chinas als Gewürz und Heilpflanze geschätzt. Walahfrid Strabo, Abt des Inselklosters auf der Reichenau im Bodensee, erwähnt den Fenchel erstmals in Deutschland und schreibt, er löse die Blähung des Magens, die träge Verdauung und den Husten. Damit trifft er exakt die wichtigsten Anwendungen des Fenchels in der heutigen Zeit.
Der Fenchel gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Er ist eine zwei- bis mehrjährige Pflanze mit stark gefiederten Blättern und kann bis zu eineinhalb Metern hoch werden. Der Fenchel stammt aus dem Mittelmeerraum. Heute wird er vor allem aus Bulgarien, Ungarn, Rumänien, aber auch aus Ägypten und China importiert.
Medizinisch werden ausschließlich die Fenchelfrüchte genutzt, umgangssprachlich auch Samen genannt, und nicht die Knolle - sie wird nur in der Küche als Gemüse verwendet. Bevorzugt wird in der medizinischen Anwendung die Varietät Bitterfenchel eingesetzt, aber auch der süße Fenchel wird verwendet. Die Fenchelfrüchte enthalten vor allem ätherisches Öl, das bis zu 70 Prozent aus Anethol besteht. Anethol regt die Bewegung der Flimmerhärchen in den Atemwegen an, wirkt schleimlösend und unterstützt die Magen- und Darmtätigkeit.
Allgemein anerkannt ist der Einsatz bei Verdauungsbeschwerden wie leichten, krampfartigen Magen-/Darm-Beschwerden, Völlegefühl und Blähungen sowie bei Katarrhen der oberen Atemwege.
Fenchelhonig und -sirup werden bei Katarrhen der oberen Atemwege bei Kindern empfohlen.
Es sind keine Gegenanzeigen und unerwünschten Wechselwirkungen mit anderen Mitteln bekannt.
Die Früchte des Bitterfenchels sind ein mild wirkendes Arzneimittel, aber eben doch ein Arzneimittel, das über mehrere Wochen hinweg nur nach Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker eingenommen werden sollte.
Wichtiger Anwendungshinweis: bei der Zubereitung eines Fencheltees müssen die Früchte jeweils frisch mit einem Mörser angestoßen werden, sonst geht das wichtige ätherische Öl nicht in den Tee über.
Literatur:
Johannes G. Mayer: "Das geheime Heilwissen der Klosterfrauen“, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg.