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Bei einer exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI) ist nicht nur die Produktion von Pankreasenzymen und Bicarbonat gestört, sondern auch die gastrale Produktion von Signalmolekülen für nachfolgende Verdauungsprozesse [Literatur 1 und 2]. Bei EPI-Patienten mit leichter oder mäßiger Funktionseinschränkung kann eine üblicherweise vorliegende Restaktivität des Pankreas aufgrund der niedrigen Botenstofffreisetzung nicht im vollen Umfang genutzt werden.

Zur Reduktion von Völlegefühlen, Blähungen, Fettstuhl, Oberbauchschmerzen und Übelkeit ist daher die Enzymsubstitution Therapie der Wahl.

„Übliche galenisch magensäuregeschützte Pankreatin-Präparate, die die Aufgabe der fehlenden Pankreasenzyme im Duodenum übernehmen, werden erst im Duodenum freigesetzt und greifen so nicht in die gastrale Verdauung ein. Dagegen können die von Natur aus säurestabilen Verdauungsenzyme Rizoprotease, Rizolipase und Rizoamylase aus Reispilzen ohne galenischen Überzug aufgrund ihrer Säurestabilität auch im Magen aktiv sein und dort Signalmoleküle für die Gallen- und Pankreastätigkeit freisetzen“, erläutert Dr. Jörn Reckel, Allgemeinmediziner mit naturheilkundlichem Schwerpunkt.

„Im Therapieverlauf mit Rizoenzymen kann bei vielen unserer Patienten die Enzymdosis reduziert werden, ein Zeichen für die positive Beeinflussung der Restfunktion des Pankreas“, so Reckel über seine Erfahrungen mit dem Arzneimittel.

Funktionell gesehen liegt die Bedeutung der gastralen „Vorverdauung“ in der Produktion von Signalmolekülen für die nachfolgenden Verdauungsprozesse [Literatur 1 und 2, siehe Abbildung]. Die durch die sauren Zungen- und Magenlipase freigesetzten Fettsäuren wirken als Stimuli der Sekretinproduktion [Literatur 2] im Duodenum und der Ausschüttung von Bicarbonat im Pankreas. Die durch die gastrale Proteinspaltung entstehenden niedrigmolekularen Peptide und Aminosäuren fungieren als Stimuli [Literatur 1] zur Freisetzung des Darmhormons Cholecystokinin (CCK) [Literatur 3] und nachfolgend auch zur Anregung der Pankreas- und Gallenaktivität [Literatur 4] und somit auch zur Produktion von Pankreasenzymen. Pepsin, die im pH-Bereich von 1,5 bis 3,5 aktive Endo-Peptidase, spielt dabei eine Schlüsselrolle. Unabdingbar für ihre Aktivität ist ein ausreichend saures Milieu im Magen. Eine Erhöhung des pH-Werts, beispielsweise bei Patienten mit PPI-Therapie, hat die Inaktivierung von Pepsin [Literatur 5] und eine Reduktion der Freisetzung gastraler Signalmoleküle zur Folge.

Die Rizoprotease aus Reispilzen ist von Natur aus säurestabil und benötigt keinen galenischen Säureschutz. Sie besitzt Pepsin-ähnliche proteolytische Eigenschaften und ist in der Lage, im sauren Magen die Arbeit des Pepsins zu unterstützen [Literatur 6]. Aufgrund ihres breiten pH-Spektrums von pH 4 bis 11 kann sie selbst dann proteolytisch aktiv sein, wenn kein physiologisches pH-Milieu für Pepsin oder andere körpereigenen Proteasen vorliegt [[Literatur 6 und 7], beispielsweise bei krankheits- oder medikamentenbedingter Übersäuerung des Duodenums oder im hypoaziden Magen (bei Patienten mit PPI-Therapie). [Literatur 8] Auch die Rizolipase hat ein breites pH-Wirkspektrum von pH 3-9 weshalb sie bereits im Magen lipolytisch aktiv sein und die Funktion der Magenlipase unterstützen kann [Literatur 9 und 10].

„Verdauungsenzyme aus Schweinepankreas sind säurelabil und werden galenisch vor der Magensäure geschützt. Der galenische Überzug wird erst im Duodenum aufgelöst [Literatur 11], somit kann das Pankreatin nicht mehr in die körpereigenen Regulationsmechanismen der gastralen Lipolyse und Proteolyse eingreifen“, gibt Reckel zu bedenken.

„Die Förderung pankreatischer Restaktivität kann sich im Verlauf der Therapie mit Rizoenzymen durch einen steigenden Spiegel der Pankreas-Elastase 1 bemerkbar machen. Die Enzymdosis kann dann im individuellen Fall symptomorientiert nach und nach reduziert werden“, rät der Mediziner.

Die Rizoenzyme werden aufgrund ihrer Säurestabilität anders dosiert als Pankreatin. Empfohlen werden drei Kapseln mit je 7.000 F.I.P.-Einheiten Rizolipase zu allen Hauptmahlzeiten bei schwerer, zwei bis drei Kapseln bei leichter bis mäßiger EPI sowie eine Kapsel zu fettarmen Zwischenmahlzeiten und fetthaltigen Getränken.

Literaturhinweise:
1. Maiwald L. Med Klein 74:1569-1574 (1979)
2. Geus WP. et al. Aliment Pharmacol Ther 13:937-43 (1999)
3. Wang Y. et al. Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol 300:G528-G537 (2011)
4. Tomé D. et al. Am J Clin Nutr 90(suppl):838S-43S (2009)
5. Diesner SC. et al. Wien Med Wochenschr 162: 513 – 518 (2012)
6. Troll U. Therapiewoche 32: 6178-6185 (1982)
7. Berndt W. et al. Arzneim—Forsch (Drug Res.) 4:571-575 (1970)
8. Fischbach W. et al. Gastroenterologie in Klinik und Praxis. Thieme Verlag (2007)
9. Unterberg Ch. et al. Fette, Seifen, Anstriche 88:561-564 (1986)
10. Fieker A. et al. Clin Exp Gastroenterol 4:55–73 (2011)
11. Gan KH. et al. Aliment Pharmacol Ther 10:771 (1996)

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