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Die Pflanzengattung Nicotiana aus der Familie der Nachtschattengewächse umfasst etwa 75 Arten, die vor allem in Amerika, aber auch in Australien beheimatet sind. Bedeutende Arten sind Nicotiana tabacum und Nicotiana rustica. Zeitweilig waren die Blätter dieser Arten offizinell, nachdem Jean Nicot um 1560 Samen sowie Blätter von Portugal mit nach Frankreich gebracht hatte. Caterina de’ Medici soll auf Anraten von Nicot ihre Migräne mit Schnupftabak behandelt haben.

1685 findet sich bei Johann Schröder, dass das frische Kraut im 2. Grad wärme und trockne, das "gedörrte" Kraut sogar im 3. Grad. Es löse auf und adstringiere, widerstehe der Fäulnis, mache Niesen, ziehe den Schleim herunter, stille Schmerzen, diene als Wundmittel und bewirke Erbrechen. Nachfolgend nennt er eine äußerliche Anwendung, um Katarrhe auszutrocknen, um den Schlaf zu bringen bei müden Gliedern und bei Erkrankungen der Gebärmutter.
Durch Räucherungen bewahre Tabak vor der Pest, stille Zahnschmerzen, zerteile Geschwulst des Rachen-Zäpfchens als Gurgelwasser, vertreibe Flechten, Läusfrucht (Nissen), Schuppen, Grind, reinige und heile Wunden und „alte Schäden“ wie alte Verbrennungen.
Doch man verwende ihn manchmal auch innerlich als Brechmittel (das ziemlich stark wirken soll), deshalb sei er bei Fiebern und anderen Krankheiten gut, doch man solle dabei (bei der innerlichen Anwendung) vorsichtig vorgehen.
Der Gebrauch von Tabak sei den Jünglingen und Gallenkranken nicht „allzu gut“.
„Ich kenne eine Person, die, indem sie sich des Abends mit Tabak geräuchert, sich vor dem nächtlichen Harnen (Bettnässen) dadurch befreiet.“
Und weiter: „Wann man dessen Rauch durch eine Pfeiffen trinket, so befördert er das Auswerfen wunderbar, taugt gegen das Keuchen, und lindert daher die Engigkeit (Engbrüstigkeit).“
Ebenso: „Er stärkt das Haupt, bringet den Schlaf, stillet die Schmerzen, heilet die Schnupfen und lindert alle Müdigkeit von dem Arbeiten (...) vermehrt den Appetit.“
Am Schluss: „Etliche sagen auch man soll alle morgens nüchtern ein Blatt dieses edlen Krautes kauen, so sei man vor dem Podagra befreit.“
Aber auch: „Allein ist nichts so nützlich, dass es durch den Missbrauch nicht auch schädlich werde. Dann der allzuviele Gebrauch zerstreuet die Wärme, vertreibet die fermenta der Lebensglieder, erhitzt das Gehirn, machet die Feuchtigkeiten flüssig, so dass daher oft die Schlafsucht und der Schlag anstehet, und wegen dessen narcotischer Kraft die Stärke der animalischen Geister zu grunde gehet.“

Viele dieser Anwendungen sind auch aus der Volksheilkunde der Anbaugebiete überliefert, so etwa die Verwendung als Brechmittel in Brasilien oder als Wundmittel in Kolumbien.

Noch 1802 schreibt Johann Bartholomäus Trommsdorff:
„Der aus dem frischen Kraute bereitete Extrakt ist sehr scharf und betäubend, und wird in Wasser aufgelöst tropfenweise verordnet, oder in Pillenform gegeben."

In der heutigen Medizin spielt die Tabakpflanze bzw. das aus ihr gewonnene Nikotin nur noch eine sehr untergeordnete Rolle. So kommt Nikotin bspw. bei einigen Fällen des Tourette-Syndroms zum Einsatz, allerdings in Kombination mit anderen Arzneistoffen. Seit längerem wird Nikotin in Form von Pflastern auch bei Parkinson erforscht. Hier gibt es aktuell eine Kooperation des Deutschen Parkinson-Fonds und der amerikanischen Michael J. Fox Foundation. Nikotin soll die Dopamin-Ausschüttung im Hirn anregen und die kognitiven Leistungen fördern.

Eine lebensverlängernde Wirkung einer speziellen Kombination aus Nikotin und Menthol wurde in der Fachwelt in den vergangenen Jahren hingegen sehr kontrovers diskutiert.

„Als in den sechziger Jahren die Zeit des Zechensterbens an der Ruhr war, bin ich viele Male in Schächte eingefahren. Damals habe ich von den Bergleuten gelernt, Schnupftabak zu nehmen, denn da unten durfte man wegen der Explosionsgefahr nicht rauchen. Das habe ich von denen übernommen, weil man im Bundestag auch nicht rauchen durfte. Und der Schnupftabak war mit Menthol parfümiert."
(Helmut Schmidt im Gespräch mit Giovanni di Lorenzo, 2008)

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