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Der Acker-Schachtelhalm ist in mehrfacher Hinsicht eine besonders alte Arzneipflanze. Schon sein äußeres Erscheinungsbild ist ungewöhnlich. Im April sprießen die bräunlichen fruchtbaren Stängel aus dem Boden hervor. An ihrer Spitze entstehen zapfenartige Gebilde, welche die Sporen erzeugen. Nach dem Absterben dieser sporentragenden Stängel bilden sich unfruchtbare Sprosse mit quirlständigen Ästchen, die bis zu 90 cm hoch werden können. Die Pflanze erinnert entfernt an eine Flaschenbürste. Der Acker-Schachtelhalm gehört zur Familie der Schachtelhalmgewächse (Equisetaceae), die auf allen Kontinenten mit Ausnahme von Australien, Neuseeland und Tasmanien verbreitet sind. Als nahe Verwandte der Farne zählen die Schachtelhalme zu den ältesten noch lebenden Pflanzenarten. Heute existieren noch 32 Schachtelhalm-Arten; unter ihnen ist der Acker-Schachtelhalm die wichtigste Heilpflanze.

Acker-Schachtelhalm oder Zinnkraut – Equisetum arvenseIn der europäischen Medizingeschichte war die Pflanze bereits dreimal sehr bedeutsam: die Ärzte der Antike schätzten sie als blutstillendes Mittel sowohl bei blutenden Wunden als auch bei übermäßiger Monatsblutung. Das Mittelalter folgte dieser Einschätzung. In der frühen Neuzeit wurde der Schachtelhalm vor allem bei Nieren- und Blasenleiden verordnet. Vor 100 Jahren wurde der Acker-Schachtelhalm – angeblich recht erfolgreich – bei Tuberkulose und Hautleiden eingesetzt. Eine positive Wirkung bei Tuberkulose konnte jedoch nicht bestätigt werden.

In der Phytotherapie werden die oberirdischen Teile der Pflanze, das „Kraut“, verwendet.
Der Acker-Schachtelhalm gehört zu den Pflanzen, deren medizinische Wirkung vor allem auf dem hohen Gehalt an mineralischen Bestandteilen beruht. Darunter haben Kieselsäure (etwa 10 Prozent) und Kaliumsalz die größten Anteile. Daneben spielen auch Flavonoide eine Rolle.

Der Acker-Schachtelhalm wird innerlich und äußerlich angewendet: innerlich als Tee zur Durchspülung bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege, bei Nierengrieß und Gichtattacken, sowie bei Ödemen; äußerlich zur Behandlung schlecht heilender Wunden, weil die Versorgung des Gewebes günstig beeinflusst wird.

Die Kieselsäure könnte noch weitere Effekte haben, denn sie hat wie Kieselerde einen hohen Gehalt an Silicium. Silicium benötigt der Organismus zum Aufbau von Schutz- und Gleitmitteln im Binde- und Stützgewebe. Das Knochengerüst des Menschen enthält insgesamt etwa 1 bis 1,5 Gramm Silicium.

Ebenfalls vergleichsweise hohe Silicium-Konzentrationen weisen daneben das Bindegewebe, die Haut, Haare und Nägel sowie die Lymphknoten auf. Pflanzliches Silicium kann vom menschlichen Organismus nicht leicht aufgenommen werden, denn es liegt in einer polymeren Form vor, d. h. in Form eines größeren Verbandes aus gleichartigen Einzelbausteinen, den Monomeren. Monomer vorliegende Kieselsäure kann besser aufgenommen werden.
Ein alter, heute nicht mehr so häufig gebrauchter deutscher Name lautet „Zinnkraut“. Die Bezeichnung stammt aus dem Bereich des Handwerks und Haushalts: wegen des hohen Gehalts an Kieselsäure verwendete man die Pflanze zum Polieren des Zinngeschirrs.

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