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Nahrungsergänzungsmittel sind omnipräsent: In Drogerien und Apotheken, in analogen wie digitalen Medien werden allerhand Pillen und Pülverchen als wahre Wundermittel gegen weit verbreitete Zipperlein und zur Prävention aller erdenklichen Leiden angepriesen. Dabei wird suggeriert, dass sie zwar mindestens so gut wie Arzneimittel wirken würden, aber im Gegensatz zu diesen überhaupt keine Risiken mit sich brächten. Aufgeklärte Menschen hingegen wissen, dass das so nicht ganz stimmen kann...

Gaußsche Normalverteilung Nutzen und Schaden von Nahrungsergänzungsmitteln

Mikronährstoffe werden vor allem im Internet über den grünen Klee gelobt, da sich mit entsprechenden Produkten gutes Geld verdienen lässt. Keine Werbeaussage ist dabei zu absurd, um nicht für ein wenig mehr Umsatz in den Ring geworfen zu werden. Da Nahrungsergänzungsmittel rein rechtlich gesehen Lebensmittel sind, gelten für sie wesentlich laxere gesetzliche Vorgaben als für Arzneimittel. Diese rechtlich unbefriedigende Situation ermöglicht den Hype erst - ein Multi-Milliardengeschäft.

Gerade Botanicals, also Produkte aus Pflanzen, Algen, Pilzen oder Flechten, haben seit 2010 quasi Narrenfreiheit. Seit es die Health Claims der EU gibt, werden Werbeaussagen zu Botanicals so gut wie gar nicht mehr überprüft. Letztlich dürfen sie jedoch (eigentlich) keine pharmakologische Wirkung haben.

Bei einer ausgewogenen Ernährung sind die allermeisten Nahrungsergänzungsmittel jedoch vollkommen unnötig. Trotzdem konsumieren gerade die Menschen, die ohnehin schon auf ihre Gesundheit achten, noch zusätzlich verschiedene Mittel. Und das kann auch mal nach hinten losgehen...

Eine dauerhafte Einnahme von täglich 75 mg Zink kann zwar die Häufigkeit und Dauer von Infekten günstig beeinflussen, führt aber meist sehr schnell zu einem Kupfermangel. Bei mehr als 1500 mg Calcium steigt das Risiko für kardiovaskuläre ­Erkrankungen deutlich an, zu viel Folsäure fördert Prostatakarzinome und Selen erhöht ganz allgemein das Sterberisiko. Vitamin B6 und B12 in hohen Dosen begünstigen Lungenkarzinome, Grüntee-Extrakte werden mit Leberversagen assoziiert und algenhaltige Mittel mit einer Überfunktion der Schilddrüse.

Auch mit Antioxidanzien in der Onkologie ist das so eine Sache. Betacarotin und Vitamin A schützen nicht nur nicht vor Lungenkrebs, sie erhöhen in hoher Dosis sogar das Risiko eines Karzinoms - zumindest bei Rauchern. Während einer Krebsbehandlung können Anti­oxidanzien zudem die Effektivität von Zytostatika reduzieren und die Zytostatika-Resistenz der Tumorzellen erhöhen.

Deshalb sollten Nahrungsergänzungen von Laien nicht eigenverantwortlich über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, sondern erst nach fachkundiger Beratung, ggf. inkl. einer Messung des Blutspiegels. Es versteht sich von selbst, dass die beratende Person dabei nicht selbst vom Verkauf der Präparate profitieren sollte. Ebenso sollte man um pseudo-wissenschaftliche Diagnoseverfahren wie Bioresonanz einen großen Bogen machen.

Noch besser wäre es natürlich, durch entsprechende Prävention erst gar keine zusätzlichen Mikronährstoffe zu benötigen. Eine ausgewogene Ernährung, ein gesundes Verhältnis zwischen Bewegung an der frischen Luft, Ruhe und Schlaf sowie überhaupt ein geordneter Lebensstil sind eine viel bessere Prävention als alle Pillen und Pülverchen der Industrie.

Mehr zum Thema:
"Ob gegen Erkältung, Vergesslichkeit oder Gelenkschmerzen, Nahrungsergänzungsmittel werden in der Apotheke häufig nachgefragt. Doch was sagt die Evidenz zu Nutzen und Risiken der Präparate?"
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/was-hilft-wem/

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