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Wer heute Heimatvertriebene, die in Europa Schutz suchen, als "Wirtschaftsflüchtlinge" bezeichnet, der sollte mal einen kleinen Blick in die eigene Geschichte werfen:

Homo sapiens, der moderne Mensch, ist DER Wirtschaftsflüchtling par excellence. Als er vor etwa 40.000 Jahren nach Europa kam, verdrängte er dort einen Verwandten, der sich parallel aus dem gemeinsamen Vorfahren, dem Homo erectus, gebildet hatte - der Neandertaler starb aus.

In den folgenden, mehreren zehntausend Jahren bevölkerte Homo sapiens die ganze Welt. In Asien, Amerika und Europa entstanden und vergingen Hochkulturen, bis die in Europa ansässige Population in der Frühen Neuzeit dazu ansetzte, die gesamte Welt zu unterjochen. Man fiel in Afrika ein, versklavte die dortigen Bewohner, beutete ihre Bodenschätze aus, überrannte Amerika und Australien, rottete dort fast alle Ureinwohner aus und kontrollierte später auch weite Teile Asiens. Dabei spielte es jeweils keine Rolle, dass es sich um Lebewesen der selben Art, also Homo sapiens, handelte.

Doch auch heute ist der Homo sapiens aus Europa noch nicht besonders weise geworden. Wir überziehen die Welt noch immer mit Kriegen. Ohne das Blut anderer Völker könnten wir jetzt nicht in unsere Flatscreens und Smartphones schauen. Aber wir unterdrücken sie unbeirrt weiter. Und wir verkaufen ihnen Waffen, damit sie auch miteinander spielen. Hinterher liefern wir pflichtbewusst Prothesen, um Mitleid zu heucheln, während wir ihnen hinterrücks erneut die Lebensgrundlage entziehen.

Wir geben ganz unverfroren mit unserem absurden Reichtum an, erfinden sogar Wörter für Menschen, die nicht jeden Tag Fleisch essen (Flexitarier) - und wundern uns, wenn die durch unsere Taten aus ihrer Heimat vertriebenen Brüder und Schwestern zu uns kommen, um ein klein wenig an den unermesslichen Schätzen teilzuhaben, die wir uns in den vergangenen Jahrhunderten zusammengeklaut haben.

Manchmal könnte man meinen, es wäre besser gewesen, es hätte diese eine Afrikanerin vor ca. 200.000 Jahren nicht gegeben. Die eine Frau, von der wir alle abstammen. Als Homo erectus haben wir wesentlich weniger Unheil angerichtet.

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