Fast jeder kennt die Mistel aus den Komik-Geschichten von „Asterix und Obelix“ als wichtigen Bestandteil des Zaubertranks; nur die auf Steineichen gewachsenen Exemplare wurden verwendet. Auch den Germanen war die Mistel heilig, bei ihnen galt sie als Schutzpflanze gegen Zauberei. Die Griechen glaubten, dass ein Mistelzweig die Pforten der Unterwelt öffnen könne.
Weil sich die Pflanze oft hoch in den Bäumen zu kugelförmigen Gebilden entwickelt, galt sie als ein vom Himmel herabgefallenes Geschenk der Götter. Noch vor hundert Jahren zählte die Mistel als Glücksbringer und wurde deshalb ein beliebtes Objekt des Kunsthandwerks im Jugendstil.
Tatsächlich handelt es sich bei Viscum album um eine sehr ungewöhnliche Pflanze. Sie wächst auf nahezu allen Laubbäumen außer der Buche als Halbschmarotzer; zwei Unterarten gedeihen auch auf Nadelbäumen.
Die immergrüne Pflanze trägt ihre Früchte im Winter bzw. im März (Weiße Mistel). Ihr Wurzelwerk kann sich in alle Richtungen entwickeln, ist also nicht erdorientiert. Ebenso kennt das Wachstum der Zweige keine feste Richtung, etwa zur Sonne hin (Heliotropismus), sondern bildet bei idealem Standort eine Kugelform. Die Blätter besitzen keine spezielle Ober- und Unterseite.
Die auffällige Pflanze fand schon früh das Interesse der Heilkundigen, bereits Hippokrates (um 400 vor Chr.) erwähnt die Mistel. Ihre Früchte wurden von der Antike bis ins 18. Jahrhundert hinein gegen Geschwülste und vergrößerte Milz eingesetzt. Im 19. Jahrhundert verschwand sie nahezu völlig aus der Medizin. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wurde die Mistel als Mittel gegen Bluthochdruck und durch Rudolf Steiner auch zur Bekämpfung von Krebs ins Gespräch gebracht.
Als wichtige Wirkstoffe der Mistel gelten die Lektine und Polypeptide, daneben finden sich auch Flavonoide und Lignane. Die Lektine lösen eine Reaktion des Immunsystems aus, welche dazu beitragen kann, Krebszellen zu eliminieren. Mistelextrakte sind bei der Behandlung von malignen Tumoren als Palliativtherapie zugelassen.
Zugelassen ist auch die Verwendung der Mistel zur Unterstützung der Herz-/Kreislauffunktion.
Klinisch belegt ist die Verwendung von Mistelextrakten bei degenerativ-entzündlichen Gelenkerkrankungen.
Eine in Tierversuchen beobachtete Senkung des Blutdrucks konnte am Menschen bislang nicht klinisch belegt werden.
Bei vorliegender Eiweißüberempfindlichkeit und chronischen Infektionen wie TBC sollen Mistelpräparate nicht angewendet werden.