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Mammakarzinome machen in Deutschland etwa ein Drittel aller neu diagnostizierten Tumorerkrankungen bei Frauen aus, weltweit sind sie die häufigsten invasiven Tumorerkrankungen bei Frauen. Männer sind deutlich seltener betroffen, regional, etwa in Sambia, können Männer jedoch bis zu 15 Prozent aller Patienten ausmachen.

Obwohl sich die Onkologie auch bei Mammakarzinomen in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt hat und die Fünfjahresüberlebensrate in Deutschland aktuell bei 85 bis 90 Prozent liegt, wird intensiv nach Therapieansätzen gesucht, die ein günstigeres Nutzen-Risiko-Verhältnis bieten oder ein nicht so günstiges Verhältnis positiv beeinflussen können. In einer Übersichtsarbeit wurde daher für die drei Pflanzen Gelbwurz (Curcuma longa), Mariendistel (Silybum marianum) und Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa) eine Literaturrecherche hinsichtlich ihres supportiven Einsatzes durchgeführt.



Für alle drei Pflanzen liegen neben vielversprechenden experimentellen Laborstudien auch klinische Studien vor, in denen eine positive Wirkung nachgewiesen werden konnte.

Abhängig vom Aus­brei­tungs­grad (Staging) und Hormonrezeptorstatus kommen bei Mammakarzinomen in der Regel chirurgische Eingriffe (Lumpektomie, Mastektomie, axilläre Lymphknotenclearance) und lokale Bestrahlung, Zytostatika (adjuvant oder neoadjuvant), sowie adjuvant Hormontherapie oder Antikörpertherapie zum Einsatz. Unerwünschte Wirkungen können u. a. Haarausfall, gastrointestinale Mukositis, Durchfall, Erbrechen, Leberschäden, Knochenmarkssuppression, Fatigue und Schmerzen sein.

Antientzündliche, antioxidative und antikarzinogene Wirkungen von Curcumin sind experimentell gut untersucht. So kann Curcumin pro-entzündliche Transkriptionsfaktoren (v. a. NF-κΒ) supprimieren, bestimmte Enzyme (z. B. COX-2) und Proteinkinasen (z. B. MAPK) herunterregulieren und inflammatorische Zytokine (z. B. IL-1, -2, -6, -8 und -12) modulieren. Es blockiert die Wirkung von TNF-α, beeinflusst bestimmte Rezeptoren (z. B. HER2), den Zellzyklusarrest und Adhäsionsmoleküle, hemmt Angiogenese und induziert Apoptose.

In Tierversuchen konnte eine synergistische Wirkung zur Radiotherapie und zur Behandlung mit Zytostatika gezeigt werden. Grundsätzliches Problem beim Einsatz von Curcumin ist jedoch die schlechte Bioverfügbarkeit aufgrund hydrophober Eigenschaften, schlechter Löslichkeit, schlechter intestinaler Permeabilität, des intestinalen Metabolismus und des rapiden First-Pass-Metabolismus.

Dennoch konnte in zwei Studien aus dem Jahr 2014 gezeigt werden, dass Curcumin supportiv ohne Bedenken eingesetzt und die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern kann. In einer der beiden Studien verbesserten sich zahlreiche Entzündungsmarker (TNF-α, TGFβ, IL-6, Substanz P, hs-CRP, CGRP, MCP-1), in der anderen wurde der Freie-Radikalen-Status mithilfe eines FRAS-Systems erhoben und zeigte in der Curcumin-Gruppe zum Ende der Erhebung eine deutliche Absenkung.

Die Mariendistel wird heute insb. aufgrund des hepatoprotektive Effektes des enthaltenen Silymarins verwendet. Silymarin ist ein wirksamer Radikalenfänger, der antioxidativ bei ROS-­induziertem oxidativen Stress und chronischer Entzündung wirkt, es wirkt aber auch inhibierend auf den Tumornekrosefaktor NF-κΒ. Experimentell wurde die Förderung der RNS-, DNS- und Proteinsynthese nachgewiesen, was die Regenerationsfähigkeit der Leber verbessert. Ebenso konnte Silybin bei Ovarial- und Mammakarzinomzellen eine dosisabhängige anti­proliferative Wirkung zeigen.

Klinische Studien und Kasuistiken gibt es zu Kindern mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL). Hier konnten erhöhte Leberwerte korrigiert werden (insb. AST, sowie schwächer auch ALT). In anderen Fällen wurde eine raschere Erholung der Transaminasenwerte beobachtet.

Die Trauben-Silberkerze kann bei Östrogenrezeptor-positiven Mammakarzinomen die vasomotorischen menopausalen Symptome (z. B. Hitzewallungen, nächtliches Schwitzen) der Behandlung mit Tamoxifen oder Anastrozol lindern. Die supportive Therapie erfolgt hier analog zur traditionellen Behandlung von ­klimakterischen Beschwerden. Da die Trauben-Silberkerze SERM-ähnliche Wirkungen hat und nicht auf die α- und β-Östro­gen­re­zeptoren wirkt, ist der Einsatz entgegen verbreiteter Bedenken nach aktuellem Stand unproblematisch.

Bereits 2003 konnte in einer klinischen Studie gezeigt werden, dass die Symptome in der Cimcifuga-Gruppe signifikant gelindert werden können, was 2011 in einer anderen Studie bestätigt wurde. In einer zweiteiligen Erhebung 2004 und 2006 wurden hinsichtlich der Häufigkeit von Hitzewallungen jedoch widersprüchliche Ergebnisse erzielt.

Eine retrospektive Kohortenstudie kam 2007 zum Ergebnis, dass die Einnahme von Trauben-Silberkerze die Überlebenszeit verlängerte und das Risiko eines Rezidivs um ein Sechstel reduzierte.


Literatur:
Susanne Büttner: Die Möglichkeiten eines supportiven Einsatzes der Phytotherapie bei Brustkrebspatientinnen. Z Phytother 2017; 38(01): 27-31. DOI: 10.1055/s-0042-119173

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