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Wenn es um der Deutschen liebstes Kind geht, das Auto, dann schlagen die Wellen der Entrüstung schnell sehr hoch. So ganz aktuell zu beobachten in der Debatte um das Positionspapier des Lungenforschers Dieter Köhler, das neben diversen Kollegen auch der lange in der Automobilindustrie tätige Ingenieurwissenschaftler Thomas Koch unterzeichnete.

Seit rund einer Woche zieht sich diese Debatte nun hin, mittlerweile gibt es jedoch nicht nur Gegenwind von nationalen wie internationalen Kollegen, sondern auch einen Aufruf zum Schutz der Wissenschaft seitens des Physikers Lars Jaeger:

"Statt der erwarteten wissenschaftlichen Belege begeben sich die Autoren in eine peinliche Scheindebatte mit teils haarsträubenden Begründungen, die doch sehr an die Argumentationsmuster von Klimawandelleugnern und Tabaklobbyisten erinnern."

Das Forum der Internationalen Lungengesellschaften (FIRS) lässt derweil verlauten, dass die Schadstoffbelastung der Luft nach Einschätzung der Gruppe internationaler Fachärzte nicht nur die Lunge schädige, sondern auch andere Organe und zudem chronische Erkrankungen verschlimmere. Die Grenzwerte seien so gewählt, dass selbst für chronisch Kranke wesentliche negative Effekte auf die Gesundheit ausgeschlossen werden könnten:

"FIRS unterstützt deshalb nachdrücklich internationale Standards. Jede Aktivität für eine saubere Luft fördert die Gesundheit."

Auch der Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner (BdP) hatte bereits bekundet, dass eine Diskussion über die Methodik von Studien zur wissenschaftlichen Evidenz von Luftschadstoffen nicht zu einer Bagatellisierung der Auswirkungen von Luftverschmutzung führen dürfe.

Ein Schlaglicht auf das Thema wirft auch eine jüngst veröffentlichte Studie der Harvard School of Public Health in Boston.

Fazit:
"Frauen mit Brustkrebs sterben insgesamt nicht früher an dem Tumor, wenn sie in Regionen mit hoher Feinstaubbelastung wohnen. Allerdings ist die Mortalität bei Stadium-I-Tumoren in solchen Gegenden deutlich erhöht."


--- UPDATE 14. Februar ---

Die "taz" schreibt am 13. Februar:

"Dass Köhler nie wissenschaftlich zum Thema publiziert hat und dass mit 112 Unterzeichnern nur ein Bruchteil der 3.800 angefragten Mitglieder der Pneumologie-Gesellschaft seine Thesen unterstützte, änderte nichts daran, dass Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) aufgrund der Stellungnahme sofort eine Überprüfung der geltenden Grenzwerte forderte.
Während alle Medien breit über sein Papier berichteten und Köhler von einer Talkshow zur nächsten wanderte, sorgten seine Äußerungen in der Fachwelt nur für Kopfschütteln."

Schlimmer wiegt dann nur noch, dass Köhler sich an entscheidenden Stellen auch noch sehr deutlich verrechnete...


Quellen und weiterführende Links:
1. Stellungnahme zur Gesundheitsgefährdung durch umweltbedingte Luftverschmutzung, insbesondere Feinstaub und Stickstoffverbindungen (NOx).
https://www.lungenaerzte-im-netz.de/fileadmin/pdf/Stellungnahme__NOx_und__Feinstaub.pdf

2. Internationale Lungenärzte befürworten Schadstoff-Grenzwerte
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/feinstaub-und-stickoxid-internationale-lungenaerzte-befuerworten-grenzwerte-a-1250252.html

3. Wir müssen die Wissenschaft schützen! – Intellektuelle Unredlichkeit am Beispiel der neusten Debatte über die Gefahren der Luftverschmutzung
https://scilogs.spektrum.de/beobachtungen-der-wissenschaft/wir-muessen-die-wissenschaft-schuetzen-intellektuelle-unredlichkeit-am-beispiel-der-neusten-debatte-ueber-die-gefahren-der-luftverschmutzung/

4. Was hat Feinstaub mit der Prognose bei Brustkrebs zu tun?
https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/krebs/mamma-karzinom/article/980217/feinstaub-verschlechtert-prognose-bei-brustkrebs-stadium-I-laut-studie.html

5. Lungenarzt mit Rechenschwäche
http://www.taz.de/!5572843/

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