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Lavendel, Pefferminze, Majoran, Salbei und Thymian gegen multiresistente Stämme von Staphylococcus aureus

Das Thema Antibiotikaresistenzen geht uns alle an. Grund genug für uns, auf der Landesgartenschau in Würzburg in mehreren Beeten Pflanzen mit keimhemmenden Inhaltsstoffen vorzustellen und für die Problematik zu sensibilisieren. Mit dabei sind auch einige Lippenblütler, deren ätherische Öle bei verschiedenen Keimen hemmende oder abtötende Wirkungen entfalten können.

Vier der Lippenblütler, die wir auf der LGS vorstellen, wurden jetzt zusammen mit Majoran in einer Laborstudie bzgl. ihrer Wirkung auf jeweils 18 Stämme von Staphylococcus aureus untersucht. Diese Bakterien kommen überall in der Natur vor und 25 bis 30 % aller Menschen haben sie auf der Haut und in den oberen Atemwegen. Das ist in der Regel vollkommen unbedenklich, durch günstige Bedingungen oder ein schwaches Immunsystem des Wirts kann es aber auch zur Ausbreitung und nachfolgend zu Krankheitserscheinungen bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen kommen.

Einige Staphylococcus-aureus-Stämme sind multiresistent gegen klassische Antibiotika, etwa gegen alle bisher marktverfügbaren β-Lactam-Antibiotika (z. B. Penicillin) und auch gegenüber weiteren Antibiotikaklassen wie Chinolon-Antibiotika, Tetracycline, Aminoglykoside, Erythromycin und Sulfonamide, teils auch gegenüber Vancomycin und anderen Glykopeptid-Antibiotika. Deshalb werden schon seit einigen Jahren Pflanzenstoffe hinsichtlich ihrer Wirkung gegen diese Multi-resistenten Erreger beforscht.

Die hier untersuchten ätherischen Öle wurden aus folgenden Drogen extrahiert:
- Blüten von Lavandula angustifolia (u. a. 16,8 % Linalool, 15,7 % Linalylacetat und 9,8 % 1,8-Cineol)
- Blätter von Mentha x piperita (u. a. 29 % Menthol, 22,7 % Menthon, 19,2 % Menthylacetat)
- Kraut von Origanum majorana (u. a. 27,1 % Terpinen-4-ol, 12,1 % (E)-Sabinenhydrat, 10 % γ-Terpinen, 6 % α-Terpinen)
- Blätter von Salvia officinalis (u. a. 19,5 % α-Thujon, 19 % Campher, 13,5 % Viridiflorol, 8 % 1,8-Cineol, 6,2 % β-Thujon)
- Kraut von Thymus vulgaris (u. a. 61,9 % Thymol, 10 % p-Cymol, 10 % γ-Terpinen)

Getestet wurde nach folgenden Verfahren:
- Minimale bakterizide Konzentration (MBK, engl. MBC), also die Konzentration des antibakteriellen Stoffes, welche in einer definierten Zeit zu einer (nahezu) vollständigen Abtötung der Bakterien führt
- Minimale Hemm-Konzentration (MHK, engl. MIC), also die Konzentration des antibakteriellen Stoffes, welche das Wachstum des Bakterienstammes gerade noch hemmt
Durchgeführt wird dies mittels logarithmischer Verdünnungsreihen in einem flüssigen Nährmedium, die Ergebnisse zeigen das Verhältnis des untersuchten Antibiotikums (Gewicht in µg oder mg) zu einem Milliliter des Nährmediums.

Mit Abstand am besten schnitt dabei in beiden Verfahren das ätherische Öl des Thymians ab. Es genügten in den jeweils 18 Testreihen relativ geringe Mengen des Öls, um die Bakterien wirksam zu hemmen oder gar abzutöten. Die benötigten Konzentrationen lagen im Bereich von 0,09 bis 0,78 mg/ml.

Deutlich unheitlicher sah das Bild bei den anderen Ölen aus. So hat etwa Salbei eine gute keimhemmende Wirkung bei einigen Stämmen (< 1 mg/ml), bei anderen hingegen nicht (teils 50 mg/ml) und kann auch bei der abtötenden Wirkung nicht durchgehend überzeugen (Ergebnisse zwischen 1,56 und 100 mg/ml). Ähnlich sieht es bei Lavendel und Majoran aus, nur die Pfefferminze hat noch eine recht zuverlässige hemmende Wirkung (zwischen 0,39 und 3,12 mg/ml). Bei der abtötenden Wirkung variieren die Werte zwischen 0,78 und 12,48 mg/ml. Ausreißer ist Majoran mit einer MBK von 312 mg/ml bei einem untersuchten Stamm, wofür an anderer Stelle lediglich 0,39 mg/ml benötigt werden.

Ätherische Öle aus den untersuchten Lippenblütlern konnten also allesamt eine keimhemmende und auch abtötende Wirkung gegenüber verschiedenen Stämmen von S. aureus zeigen, die benötigten Konzentrationen variieren jedoch stark. Überzeugend abgeschnitten hat nur das Öl aus Thymian mit dem Hauptbestandteil Thymol.

Literaturhinweis:
Kot et al.: "Antimicrobial activity of five essential oils from lamiaceae against multidrug-resistant Staphylococcus aureus." Nat Prod Res. 2018 Jun 11:1-5.

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