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Echter Ziest - Stachys officinalis L. – Familie: Lamiaceae

Echter Ziest - Betonica officinalis L., Lamiaceae

Im Mittelalter erlangte der Ziest oder auch Betonie fast den Rang eines Allheilmittels (Panazee). Unter anderem galt sie als das Mittel bei leichten Schmerzen, ähnlich wie heute die Acetyl-Salicyl-Säure (ASS). So gehört auch das Kapitel in Hildegard von Bingens Werk ‚Physica‘ zu den umfangreichsten. Die Betonie solle – äußerlich angewandt – Vernunft und Verstandeskraft fördern, weil sie einen guten Schlaf bereite. Auch schützt sie nach Hildegard vor bösen Träumen, wenn Gott es gestattet. Diese Mischung aus magischen und religiösen Kräften ist bei Hildegard häufig zu finden, sie sind aber keineswegs typisch für die Klostermedizin. Die Äbtissin beschreibt im Betonia-Kapitel auch eine Anwendung gegen Liebeszauber, wenn ein Mann oder eine Frau toll vor Liebe geworden ist. Außerdem sollen nach der Äbtissin die Blätter oder die Wurzel bei unregelmäßiger Menstruation hilfreich sein. Die Anwendungen der Betonia weichen damit völlig von den sonst üblichen Indikationen der mittelalterlichen Medizin ab.

Aktuell wird die Betonie in der Heilkunde kaum verwendet. Neueste Untersuchungen in den USA und in Deutschland haben jedoch ergeben, dass etliche Indikationen der mittelalterlichen Medizin auf Grund der Inhaltsstoffe nicht abwegig sind. Die Pflanze enthält vor allem Betain, Gerbstoffe und Kaffeesäurederivate.

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